Personalentwicklerin
Erfahrungsbericht von Martina für den Beruf Personalentwicklerin
So verlief mein Weg vom Studium in den Beruf als Personalentwicklerin:
Über Umwege… :) Im direkten Anschluss an mein Psychologiestudium begann ich zunächst ein Praktikum im Recruiting eines Dienstleiters für die Automobilindustrie. Dort war ich für Personalmarketing und -auswahl von Ingenieuren und technischen Vertrieblern verantwortlich. Der Plan war, dieses Praktikum parallel zur Bewerbungsphase laufen zu lassen und bei einem Stellenangebot sofort zu beenden. Das Angebot kam nach einem knappen Monat – von meinem Praktikumsarbeitgeber. Also blieb ich. In diesem leistungsorientierten und schnelllebigen Umfeld habe ich in kurzer Zeit unheimlich viel gelernt, fachlich und persönlich.
Wenige Monate später erhielt ich jedoch auf Empfehlung meiner Universitäts-Dozentin ein weiteres Stellenangebot: Personalreferentin in einem mittelständischen Maschinenbau-Unternehmen. Ich nahm an, denn dort bot sich mir ein deutlich breiteres Aufgabenfeld. Im Laufe der 3 ½ Jahre, die ich dort verbrachte, bearbeitete ich das gesamte HR-Spektrum: Von Personalauswahl- und entwicklung über Lohnbuchhaltung und Arbeitsrecht bis hin zur Betreuung der Auszubildenden. Zudem sammelte ich erste Führungserfahrungen.
Parallel zu dieser Tätigkeit begann ich meine Weiterbildung zum systemischen Coach, die meine Entscheidung vorantrieb, mich zu spezialisieren, und mir letztlich die Tür zum Beruf der Personalentwicklerin öffnete. Eine solche Zusatzausbildung war neben dem Studium eine Voraussetzung in der Ausschreibung meiner heutigen Stelle.
Berufsalltag
So sieht mein Berufsalltag aus:
Der Berufsalltag als Personalentwicklerin ist in unserem Unternehmen ausgesprochen abwechslungsreich. Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich mit der Konzeption und Durchführung von Trainings – angefangen bei Kommunikationstrainings, über Führungskräftetrainings bis hin zu Teamentwicklungsmaßnahmen. Ich genieße es sehr, dass ich nichts „von der Stange“ anbieten muss, sondern die Maßnahmen zielgruppenspezifisch entwickeln kann. Insbesondere die Teamentwicklungsmaßnahmen sind dabei eine besondere Herausforderung, da man sich immer wieder flexibel auf die Dynamiken in der Gruppe einstellen muss.
Neben den Maßnahmen in Gruppen biete ich Beratung und Coaching in allen Fragen der persönlichen Weiterentwicklung, bei Konflikten oder auch in Führungsfragen an. Diese Begleitung von Einzelpersonen macht mir besondere Freude, denn ich bekomme ein viel direkteres Feedback, ob meine Arbeit Früchte trägt.
Immer wieder ergeben sich auch Projektaufträge, die neben dem Tagesgeschäft Themen wie Mitarbeiterbefragung, Potentialanalysen oder Großgruppenveranstaltungen auf den Tisch bringen. Auch die Begleitung von organisatorischen Veränderungen in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Organisationsentwicklung gehört in diesen Aufgabenbereich. Derartige Veränderungsprojekte bringen immer eine besondere Verantwortung mit sich, da sie enorme Auswirkungen auf die Unternehmenskultur nehmen können. Die Frage ist hier meist gar nicht, was man tut, sondern wie man es tut, und sich dessen sehr bewusst zu sein.
Zuletzt möchte ich natürlich auch noch die diversen administrativen Aufgaben meines Berufs nennen: Sie beginnen bei der Akquise und Abrechnung externer Trainer und Coaches, über die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen bis hin zum unternehmensweiten Controlling aller getätigten Ausgaben für Aus- und Weiterbildung. Wenngleich dieser Tätigkeitsbereich aus meiner Sicht leider nicht zu den interessantesten meines Berufes gehört, nimmt auch er einen großen Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch.
Persönliche Voraussetzungen
Diese Fähigkeiten und Interessen brauche ich für meinen Job:
- Interesse am Menschen und an der Arbeit für Menschen: Wenn ich als Personalentwicklerin wirklich etwas bewegen möchte, muss ich auf Augenhöhe mit den Kollegen arbeiten. Das heißt, ihre Sicht auf die Welt zu jeder Zeit zu respektieren und meine Sicht als eine weitere Perspektive gleichwertig (!) daneben zu stellen.
- Interesse an den Themen der Personalentwicklung:
Je jünger man in den Job des Personalentwicklers einsteigt, umso wichtiger ist ein gutes Standing. Hier hilft mir mein breites HR-Wissen, meine Führungserfahrung, die Tatsache, dass ich mich immer tief in neue Themen einarbeite und nicht zuletzt die Begeisterung für das, was ich tue.- Analytisches Geschick, diagnostische Fähigkeiten, Fragetechnik:
Insbesondere in Teamsituationen gilt es schnell z.B. folgende Fragen zu klären: Mit welchen Menschen habe ich es hier zu tun? Welche Beziehungsgeflechte bestehen? Welche Gefühle sind im Raum? Wer braucht hier was?- Systemisches Denken und Handeln:
Alles, was ich tue, hat Auswirkungen. Wenn ich einen Teil des großen Mobiles anstoße, setze ich andere Teile mit in Bewegung. Das gilt es stets zu beachten. Sonst läuft man gegen Wände – oder lässt im schlimmsten Falle diejenigen dagegen laufen, die man eigentlich gut beraten wollte.- Demut:
Ich kann Veränderungen anstoßen, aber was beim einzelnen Mitarbeiter, im Team oder auch in der Gesamtorganisation aus meinen Anregungen entsteht, kann ich nur wenig beeinflussen. Das kann manchmal ganz schön frustrierend sein. Oder überraschend... wenn ich beispielsweise keine nennenswerte Veränderung beobachte und der Kollege trotzdem hochzufrieden aus einem Coaching geht.
Berufseinstieg
Mein Tipp: So klappt der Berufseinstieg im Personalwesen:
- Sich breit aufstellen: Wer zu Beginn zu spezialisiert ist, nimmt sich Einstiegsmöglichkeiten. Zudem hat mein breites HR-Wissen meine Überzeugungskraft als Personalentwicklerin gestärkt.
- Praxiserfahrung sammeln... im Zweifel auch nach dem Studium: Dazu gehört auch sich einzugestehen, dass man trotz des absolvierten Studiums noch viel zu lernen hat. Natürlich soll man sich nicht über Jahre mit einer Praktikumsvergütung abspeisen lassen, aber wenn der Lerngewinn stimmt, kann dies für ein paar Monate absolut hilfreich sein. Auch Trainee-Stellen können eine gute Alternative sein. Beim Direkteinstieg „kleine Brötchen backen“ und ruhig zugeben, an welchen Stellen man noch Lernpotential hat.
- Beziehungen aufbauen und pflegen: Meine ersten drei konkreten Jobangebote habe ich über die Empfehlung der Hochschule erhalten. Ein weiteres während eines Seminars durch einen Mit-Teilnehmer. Immer dann, wenn sich persönliche Kontakte in der Branche auftun, hat man die Möglichkeit positiv in Erinnerung zu bleiben. Im ersten Schritt natürlich über ein fachlich qualifiziertes Auftreten. Und im zweiten Schritt dann vielleicht über eine Geburtstagsgratulation auf Xing.